Wer die Entwicklung unseres Flugzeugparks über die letzten Jahrzehnte nachvollzieht, stellt fest, dass in Heubach die „Holz-Ära“ schon recht früh geendet hat: 1985 wurde mit dem SF 25C das letzte Flugzeug alter Machart verkauft. Seitdem haben wir ausschließlich zeitgemäße Faserverbund-Flugzeuge in unserer Flotte.
Ende 2018 bot sich kurzfristig die Möglichkeit eine rohbaufertige K 8B vom Baden-Württembergischen Luftfahrtverband (BWLV) zu übernehmen. Als Übungsobjekt in zahlreichen technischen Lehrgängen wurde das Flugzeug dort aus einem Bruch quasi neu aufgebaut, aber mangels Bedarf letztendlich nicht flugfähig hergerichtet. Die letzten Jahre verstaubte der Flieger dann zusehends in der Werkstatt auf dem Hornberg bzw. seit 2017 auf dem Klippeneck. Eigentlich schade um die geleistete Arbeit – aber wer will heut noch eine K 8?!
Nachdem wir im November 2018 erfuhren, dass sich der BWLV von dem Rohbau trennen möchte, wurden kurzerhand ein paar Bilder davon in der Gruppe verschickt und die „üblichen Verdächtigen“ nach ihrer Meinung gefragt: „Hättet ihr mal Lust einen richtigen Flieger zu bauen?“
Entgegen aller Befürchtungen hat sich schnell eine Handvoll begeisterter Nachwuchspiloten gefunden, die bereit waren das Abenteuer K 8 anzugehen.
Seitdem sind wir mit viel Engagement drauf und dran unsere Flotte und unseren Horizont um ein reinrassiges Spaßgerät zu erweitern – eben mal was anderes!
Los geht’s!
Nachdem wir die Einzelteile in Heubach ausgeladen hatten folgte erstmal eine umfangreiche Bestandsaufnahme: Alle wichtigen Teile sind vollständig und in brauchbarem Zustand, eine Steuerstange ist noch verbogen, ein „Reparaturset“ haben unsere Abholer aber eingepackt, sodass auch diese Baustelle keine Herausforderung darstellen wird. Die Holzteile und der Rumpf sind soweit rohbaufertig vorbereitet, an einigen Teilen müssen aber noch einige Lackschichten abgetragen werden. Ähnlich wie die Jahresringe an einem Baum kann man bei einem Flugzeug manchmal schon anhand der Lackschichten das Alter abschätzen.
Damit wir in den kommenden Jahren viel Freude am Zustand des Flugzeugs haben werden, werden alle Baugruppen nach neuestem Wissensstand grundüberholt: komplettes Entlacken bis auf den Untergrund. So können zunächst alle verborgenen Schäden untersucht werden. Wir haben Glück: außer einigen Stellen an denen bei vorangegangenen Überholungen schonmal die Beplankung ziemlich weit angeschliffen wurde, hat unsere K 8 keine nennenswerten Blessuren.
Damit der neue Lackaufbau möglichst robust und langlebig ist, werden nach dem Entfernen aller Altlackschichten die Beplankungen mit einer Lage 50 g/m² Glasseide überzogen. Das sorgt für einen homogenen, wasserabweisenden Untergrund und kaschiert Beplankungsstöße sowie Reparaturstellen.
Wir verfahren so mit allen Beplankungen aus Holz (Leitwerke, Flügelnase,…) um ein „atmen“ des Holzes weitgehend zu verhindern. Je nachdem wie das Flugzeug gelagert wird nimmt das Holz im offenen Zustand Wasser auf und gibt die Feuchte später wieder ab. Das würde nach einigen Jahren dazu führen, dass der Lack allmählich Risse entlang der Holzfasern bekommt. Dadurch kann Feuchtigkeit direkt ins Holz eindringen und im schlimmsten Fall müssen dann die betroffenen Beplankungsfelder erneuert werden. Die Glasseide verhindert einerseits dass das Holz überhaupt nennenswert „schaffen“ kann und es härtet die Oberfläche.
Um die Gewichtszunahme klein zu halten, muss beim Beglasen so wenig wie möglich Harz genommen werden. Um das Durchtränken der Seide zu vereinfachen wird das Harz mit einem Schluck Methanol verdünnt. Das Mehrgewicht liegt dabei unter 100 g/m², in Summe also weniger als 2 kg Mehrgewicht am gesamten Flugzeug. Dafür kann man aber später am Grundierfüller wieder Gewicht einsparen, weil der nicht so dick aufgetragen werden muss.
Dort wo es zu große Unebenheiten gibt wird vor dem Beglasen nochmal mit Microballons gespachtelt. Das ist aufgrund des verwendeten Epoxidharzes als Bindemittel nicht nur deutlich langlebiger als herkömmliche Spachtelmasse sondern wiegt auch viel weniger – also die perfekte Lösung für unsere Qualitätsansprüche!
Aber es wird längst nicht jede Delle in der Beplankung glattgezogen: Die K 8 ist eben nach wie vor ein „Holzflugzeug“ und Holz lebt! Unebenheiten gehören zu so einem Flugzeug einfach dazu, sie sind sowas wie die Patina. Freilich könnte man mit viel Spachtelmasse eine recht ordentliche Oberfläche hinzaubern, allerdings stehen die aerodynamischen und optischen Vorteile in keinem Verhältnis zum Aufwand und Mehrgewicht!
Nach dem Beglasen werden die Teile möglichst nahe an der Heizung platziert, sodass das Harz ordentlich aushärtet und gut schleifbar ist – Fachbegriff „tempern“.
Im Anschluss wird die komplette Oberfläche nochmal mit 80er Körnung überschliffen, damit der Grundierfüller später auch vernünftig hält. Der sorgt dafür, dass die feinen Poren im Laminat verschlossen werden und eine spiegelglatte Oberfläche für die spätere Lackierung entsteht. Durch die hellgraue, gut deckende Farbe des Füllers werden farblich krasse Unterschiede im Untergrund zudem überdeckt, sodass auch schlecht deckende Farbtöne dünn lackiert werden können und hinterher keine unerwünschten Schattierungen das Erscheinungsbild beeinträchtigen.
Bevor es allerdings soweit ist, dass die Teile lackiert werden können, muss auch der Füller nochmal sauber geschliffen werden. Je nach verwendetem Lack und gewünschter Oberflächenqualität passiert das mit Korn 240 bis 600. Große gleichmäßige Flächen kann man mit guter Absaugung trocken schleifen, feine Körnungen und kompliziertere Oberflächen werden hingegen nass geschliffen um den Schleifstaub besser abführen zu können.